Im Rahmen der Instandhaltung unserer Infrastruktur bzw. der Vorbereitung der Befahrbarkeit mit Eisenbahnfahrzeugen wurde im Herbst 2017 damit begonnen, die Schwellen der Beyenburger Brücke, wo die Bahnstrecke der Wuppertalbahn den Beyenburger Stausee überquert, zu wechseln.
Bereits in den Jahren 1997-1999 wurde die Bücke umfassend mit Geldern des Denkmalschutzes umfassend saniert. Hierbei wurden unter anderem die Widerlage r bzw. Pfeiler teilweise abgebrochen und neu gegossen. Auch der Überbau wurde komplett entrostet, und mit einem neuen Korrosionsschutz versehen, der jedoch teilweise schon wieder abgeplatzt ist. Ein kleiner Wermutstropfen bei der Einweihungsfeier nach den Arbeiten war, dass die alten, teilweise abgängigen Schwellen aus den 50er-Jahren wieder eingebaut werden mussten. Dies war dem Umstand geschuldet, dass der Tausch der Schwellen aus Mitteln des Denkmalschutzes nicht finanzierungsfähig war. Da der Verein Wupperschiene die Kosten von 50.000 DM hierfür nicht selbst aufbringen konnte blieb jedoch damals nichts anderes übrig, als dieses Kompromiss einzugehen.
Der Zustand der Schwellen wurde nicht besser, sodass ein Austausch zwingend geboten war. Glücklicherweise wurde die Wupperschiene Teil der Fördermaßnahme „Bergischer Ring“, der die Wiederinbetriebnahme des Bahnbetriebes zum Ziel hat, und nochmals Fördergelder beschert. Da die Gelder jedoch stark begrenzt sind und noch viele andere Maßnahmen durchzuführen sind, um die Strecke wieder in Betrieb zu nehmen, konnte der ursprüngliche Plan, die über den Bergischen Ring beschafften, neuen Schwellen durch eine Baufirma einzubauen nicht mehr realisiert werden. Hier blieb uns nichts anderes übrig, als mal wieder ehrenamtlich tätig zu werden. Nach einiger Diskussion fiel im Frühjahr 2017 die Entscheidung, die Maßnahme in Eigenregie zu stemmen. Allein die Planung des Bauverfahrens, Materialbeschaffung und Organisation des Werkzeuges war schon sehr umfangreich.
Es wurde entschieden ab Herbst 2017 die Brücke zu sperren, und mit vorbereitenden Tätigkeiten zu beginnen. Hierdurch bedingt musste auch der Draisinenverkehr auf den Streckenabschnitt Remlingrade – Wilhelmsthal begrenzt werden.
Als Vorarbeiten standen die Demontage der Mittelbleche, des linken Randweges sowie das Lösen der Fahrschienen von den Schwellen an, wobei die Rippenplatten an den Schienen verblieben.
Am Freitag, den 13. Oktober ging es dann ab Mittag schon los. Für die Hauptarbeiten hatten wir uns folgenden Bauablauf überlegt:
Über einen gemieteten Teleskoplader sollten nach Abbau der Schienen jeweils ein paar alte Schwellen ausgebaut und im Anschluss die neuen Schwellen einlegt werden, um dann hiernach die Altschwellen nochmals zwischen die neuen auf die Brücke zu legen, sodass eine geschlossene Fahrbahn aus Schwellen auf der Brücke entstand. So besteht die Möglichkeit mit einem Straßenfahrzeug auf die Brücke zu fahren und Stück für Stück alle Schwellen zu tauschen. Da wir uns aus Kostengründen ein Vermessen und Vorbohren der neuen Brückenbalken nicht erlauben konnten, mussten wir jede Schwelle noch vor Ort an die Brücke anpassen. Dies war jedoch nicht nur mit dem Bohren von zwei Löchern getan, um mittels Bolzen die Schwellen am Überbau der Brücke zu befestigen. Weiter mussten noch Aussparungen für seitlich verlaufende Stahlträger hergestellt werden oder die Balken ausgefräst werden, da auf den Auflagerflächen Nietenköpfe vorhanden waren, was vorher so nicht erkennbar war. Hierdurch geriet unser überlegter Zeitplan arg ins Stocken. Samstagabend war nicht mal die Hälfte der insgesamt 90 Schwellen auf der Brücke getauscht. Und das obwohl wir über 15 Stunden gearbeitet hatten. Ein finanzielles Desaster bahnte sich an, da ein weiterer Einsatz des Teleskopladers mit enormen Kosten verbunden gewesen wäre. Im Laufe des Sonntages hatten wir uns im Arbeitsablauf soweit eingespielt, dass die Arbeitsgeschwindigkeit stark gesteigert werden konnte. Tatsächlich lagen bei Sonnenuntergang am Sonntag, den 15. Oktober alle 90 Schwellen auf der Brücke an ihrem Platz und die alten Schwellen konnten noch wieder aufgenommen, und am Brückenkopf zum Abtransport bereitgelegt werden. Am Abend dieses Tages war für viele ein Wochenende mit 30 Stunden schwerer Arbeit und wenig Schlaf vorüber. Aufgrund der Tatsache, dass das wichtige Ziel, alle Schwellen auf die Brücke zu legen erreicht wurde, hatten sich diese Mühen aber für alle als lohneswert herausgestellt. Damit war das mörderische Hauptumbauwochenende vorüber, dafür begann eine sehr lange Zeit harter und vielfältiger Nacharbeiten, die sich bis zum Sommer 2018 hinzogen.
Im ersten Schritt musste der Randweg wieder montiert werden, sodass wieder gefahrfrei auf der Brücke gearbeitet werden konnte. Montierte Gitterroste unter den Füßen bieten dann doch ein besseres Gefühl unter den Füßen als Baudielen, zumal die Arbeitssicherheit auch bei uns eine große Rolle spielt. Da die Schienen nicht nur auf der Brücke selber, sondern auch einige Meter davor und dahinter demontiert werden mussten, haben hier nun direkt die Gelegenheit genutzt, den Schotter und die Schwellen zu erneuern. Teilweise wurde auch alter Schotter vor Ort gereinigt und wieder eingebaut. Ein sehr mühevolle Arbeit, die jedoch den Ankauf von neuem Schotter und den Transport erspart hat. Im nächsten Schritt ging es daran, die Fahrschienen wieder auf der Brücke zum montieren, die zwischenzeitlich auf dem Randweg abgelegt waren. Da kein Gerät auf der Brücke mehr fahren konnte, war hierfür mal wieder Handarbeit gefragt. Mit Brechstangen und Winden wurden die Schienen bewegt, und in ihre endgültig Lage gebracht, wo sie dann auf den Schwellen befestigt wurden. Besonders zu beachten beim Einbau von Schienen ist, dass es nur eine Maßtoleranz von max. 2cm gibt, sodass der Einbau sehr stark immer wieder von Messtätigkeiten geprägt war. Hierfür wurde eigens ein spezielles Messgerät eingesetzt, dass das Spurmaß, also den Abstand zwischen den beiden Schienen, exakt messen kann. Nun, wo die Schienen wieder lagen, sah es endlich mal wieder nach Eisenbahnbrücke aus und auch der Transport von Material mit gleisfahrbaren Wagen war wieder möglich. Eine enorme Arbeitserleichterung!
Um auch den Bereich der gewechselten Schwellen vor und hinter der Brücke in die richtige Lage zu bringen, musste hier gestopft werden. Das heißt der Schotter unter den Schwellen wird verdichtet und das Gleis teilweise in der Lage angehoben. Hiernach wirkt es so, dass der Schotter zwischen den Schwellen fast komplett versunken und die Schwellenfächer leer sind, was für uns bedeutete, wieder viel Schotter zu schaufeln. Insgesamt 2 LKW-Ladungen!
Jetzt könnte man meine, die Schienen liegen, die Brücke ist quasi fertig. Aber nein! Vor und hinter der Brücke liegen noch alte Schienenprofile im Gebüsch. Auch diese müssen noch auf die Brücke. Hierbei handelt es sich um so genannte „Fang- und Führungsschienen“, die zusätzlich neben den Fahrschienen auf größeren Brücken montiert werden. Dies soll dafür sorgen bei Entgleisungen ein Führung auf der Brücke zu gewährleisten, sodass Fahrzeugen nicht von der Brücke kippen bzw. tragende Bauteile beschädigen. Auch hier lief wieder viel mit Muskelkraft. Alle diese Schienen wurden mit Muskelkraft, unterstützt von Winden, auf die Brücke gezogen und dort befestigt.
Zu guter letzt mussten noch in Gleismitte die Deckbleche wieder aufgeschraubt werden. Nun konnte die Brücke wieder für Fahrten freigegeben werden, da keine Absturzgefahr mehr besteht. Als kleiner Wehrmutstropfen muss gesagt werden, dass das Ziel der Wiederinbetriebnahme Anfang März 2018 nicht gehalten werden konnte, sondern die Draisinen erst ab April wieder nach Beyenburg fahren konnten. Allerdings ist es auch äußerst schwierig eine Baumaßnahme dieser Größenordnung zeitlich so exakt zu bestimmen. Vor allem dann, wenn technisches Gerät nur sehr begrenzt zur Verfügung steht, die Arbeiten in der Regel nur auf Samstage beschränkt sind und die Helfer alle nur ehrenamtlich tätig sind, sodass nicht immer klar ist was wirklich jeden Tag geschafft werden kann. Und dann hat der Winter sich in diesem Jahr auch häufiger von seiner schneereichen und eisigen Seite gezeigt, sodass an einigen Wochenenden nicht oder zumindest nicht so produktiv gearbeitet werden konnte. Daher können wir dann dennoch stolz und zufrieden sein, die Brücke nach knapp sechs Monaten wieder befahren zu können. Aber hiernach war noch sehr viel Nacharbeit nötig, die nicht sofort sichtbar ist. So konnte erst am 25. September 2018 mit Anbringen der Warntafeln der letzte Handgriff erledigt werden. Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass die Maßnahme ein großer Erfolg war und man wieder einmal erkennen kann, was Ehrenamtler in ihrer Freizeit zu leisten im Stande sind. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an alle, die hier tatkräftig mit angepackt haben oder anderweitig uns Unterstützung haben zukommen lassen.
Ein besonderer Dank für die umfangreiche Hilfe bei der Planung und Durchführung der Logistik bzw. Hubladerarbeiten geht an Leiteritz ServiceLogistik UG |
In der nachfolgenden Galerie finden Sie noch einen interessanten Bildbericht zur Maßnahme. Viel Spaß beim Ansehen!