Ein großes Bauprojekt ist die Sanierung der Eisenbahnbrücke über die Wupper bei Vogelsmühle in km 8,875 zwischen den Bahnhöfen Dahlhausen (Wupper) und Dahlerau gelegen. Bei diesem Bauwerk handelt es sich um ein Stahltragwerk aus Vollwandträger mit oben liegender Fahrbahn und einem Dauerbehelfsüberbau aus Kranbahnträger. Die Überbauten sind auf zwei Betonwiderlager und einen Bruchsteinpfeiler aufgelagert. Das Stahltragwerk und die Betonwiderlager sind aus dem Jahre 1927, der Behelfsüberbau aus dem Jahr 1946 und der Strompfeiler aus dem Jahre 1886. Da im Laufe der Zeit die Verkehrslasten gestiegen waren, wurden im Jahr 1927 das Stahltragwerk erneuert und die Widerlager ertüchtigt. Der Behelfsüberbau wurde schließlich 1946 eingebaut, nachdem der ursprüngliche Überbau infolge des 2. Weltkrieges gesprengt worden war.
Zustandsbeschreibung der Brücke, vor Baubeginn
Das Stahltragwerk ist gemessen seines Alters in einem recht guten Zustand. Es gibt teilweise kleinere Korrosionsschäden, die aber keine Bedeutung haben. Der Anstrich ist soweit noch in Ordnung. Der Dauerbehelf weist Korrosionsstellen an den Montagestellen und den Auflagepunkten der Schwellen auf. Diese Arbeiten sind aber noch zurückzustellen. Bei der Erneuerung der Widerlager im Jahre 1927 wurde Beton geringer Qualität verbaut, da der Betonbau zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckte. Neben der geringen Qualität wurde damals auch auf den Einbau von Bewehrungsstahl gänzlich verzichtet. Umwelteinflüsse und der Druck durch die Verkehrslasten haben den Betonbauteilen schwer zugesetzt, sodass diese zum Großteil erneuert werden müssen. Die Verfugung des Pfeilers ist schlecht und muss nachgearbeitet werden. Im Einzelfall sind schon einzelne Steine herausgefallen. Dies trifft weiterhin auch auf die große Flügelmauer am südlichen Brückenkopf zu. Die Lager der Brücke sind korrodiert. Hier ist eine Überholung vorgesehen. Der Dauerbehelf ist auf einer Auflagerschiene gelagert. Diese ist sehr stark korrodiert und verschmutzt. Sie muss gereinigt und entrostet werden.
Ansicht der Brücke in Originalausführung der BME. Die Überbauten waren damals noch als Fachwerk ausgeführt.
Und von den Kriegsschäden und Ausbesserungen am Mauerwerk ist natürlich ebenfalls hier noch nichts sichtbar.
Baufortschritt
In diesem Bereich stellen wir den Verlauf der Arbeiten an der Brücke Vogelsmühle dar. Begonnen wird hier mit dem Baubeginn im Jahre 2010. Das Ende der Schilderung stellt den jeweils aktuellen Stand der Bauarbeiten dar, auch wenn diese Seite nicht wöchentlich aktualisieren können.
Arbeiten 2010 / 2011
Zu Beginn der Bauarbeiten wurde das Areal der Baustelle durch den Verein Wupperschiene großflächig von Bewuchs befreit, sodass die Baustelle eingerichtet werden konnte. Der Beginn der Arbeiten fand am Widerlager 1 auf der Seite Richtung Dahlhausen statt. Für die Beton und Mauerwerksarbeiten konnten wir im Jahr 2010 als Partner die Wichernhaus Wuppertal gGmbH gewinnen. Diese arbeitet mit Mitarbeitern aus dem Bereich der „Beruflichen Integration“ an der Brückenbaustelle Vogelsmühle. Hierbei wurde unter anderen die Kammerwand instandgesetzt und großflächig das Bruchsteinmauerwerk des Parallelflügel saniert. Die Arbeiten umfassten das ausräumen von alten Fugenmörtel und das Verfugen mit neuem Zementmörtel. Durch Mittelkürzungen im Bereich der beruflichen Integration wurde im Frühjahr 2011 dann jedoch seitens des Wichernhauses die Mitarbeiter vorläufig abgezogen.
Arbeiten 2012
Nachdem sich dann bis Ende 2011 abzeichnete, dass es keine Rückkehr des Wichernhauses an die Brückenbaustelle geben wird, wurde dann im Frühjahr 2012 durch die Wupperschiene das Heft des Handelns wieder selber in die Hand genommen. Begonnen wurde mit der Instandsetzung des Mauerwerks am Widerlager 2 (Seite Dahlerau). Das Mauerwerk dort war jedoch größtenteils noch brauchbar. Nichts desto trotz mussten stellenweise immer wieder die Fugen erneuert werden. Dies betraf hier vor allem die untersten Fugenlagen, wo die Wupper bei Hochwasser den gesamten Mörtel schon ausgewaschen hatte.
Im Bereich der Wupper selber wurde dann im Frühjahr das sich vor dem Mittelpfeiler angesammelte Treibgut und Form von Baumstämmen von uns entfernt. Alles in allem eine sehr nasse Gelegenheit. Zum Glück waren die Temperaturen in der Zeit relativ hoch. Im Anschluss daran wurde dann die Arbeit an der große Flügelmauer wieder aufgenommen, wo das Wichernhaus seine Arbeiten eingestellt hatte. Begonnen wurde mit der Einrüstung von der gesamten Fläche, um überhaut arbeiten zu können. Dann wurde zuerst wieder altes, defektes Fugenmaterial mit ein extra hierfür beschafften Druckluftmeißel entfernt. Dieser bietet den Vorteil, dass er im Vergleich zu entsprechendem Elektrogerät sehr leicht, wartungsarm und auch in der Nähe des Wassers (Sicherheitsaspekte) einsetzbar ist. Dann erfolgte eine gründliche Reinigung von Mauerwerk und Fugenflanken, ehe alles wieder mit Frischmörtel verfüllt wurde. Nach 3 Monaten konnte das Baugerüst im Oktober 2012 wieder abmontiert werden. In dieser Zeit wurden insgesamt etwa 70m² Mauerwerk in rein ehrenamtlicher Arbeit grundlegend saniert.
Und es ging sofort weiter: Ein Teil des Gerüstes wurde sofort auf der gegenüberliegenden Seite wieder aufgestellt. Das dortige Mauerwerk machte nämlich einen sehr schlechten Eindruck, weshalb wir uns kurzfristig für diese Maßnahme entschieden haben. Aufgrund der milden Temperaturen konnten wir diese Maßnahme sogar noch im Dezember abschließen. Die Arbeiten an sich entsprachen denen an der vorher erwähnten, großen Mauer, allerdings mussten wir bei diesen etwa 7m² hier aufgrund der nun kürzeren Tage teils im Dunkeln mit Flutbeleuchtung arbeiten.
Zwischen den Mauerwerksarbeiten wurden auch noch ein paar Kleinarbeiten erledigt, die aber teilweise auch einige Zeit in Anspruch genommen haben. Zu nennen wären hier unter anderem der Tausch von defekten Randwegbelägen aus Holz, Abdichtung bzw. Ergänzung defekter Mauerwerksabdeckung oberhalb der großen Bruchsteinmauer sowie kleinflächige Betonierarbeiten über der Kammermauerwand.
Arbeiten 2013
In 2013 begannen die Arbeiten an der Brücke schon sehr früh, das heißt am 3. Januar. Dort wurden die Gewölbebögen von Kalkablagerungen entfernt. Dann folgte erstmal der Winter mit Schnee und tiefen Temperaturen. Die Brückenbaustelle machte bis März Winterschlaf und die Wupperschienemitglieder Arbeitseinsätze im Bereich Vegetationsrückschnitt.
Ende März wurde dann wieder durchgestartet. Als nächstes Teilprojekt wurde mit den Mauerwerksarbeiten auf dem Pfeiler begonnen. Und zwar an den Stellen, die trockenen Fußes zu erreichen sind. Da diese aber auch so einige Quadratmeter umfassten waren wir bis Ende Juni gut beschäftigt. Von der Geschwindigkeit her waren wir hier aus zweierlei Gründen auch nicht ganz so schnell. Erstens ist für die Arbeit an vielen Stellen ein Sicherheitsgeschirr zu tragen, was zwar vor Abstürzen sichert, andererseits aber auch etwas hinderlich bei der Arbeit ist. Weiterhin sind die Fugen so tief ausgehöhlt, dass im Vergleich zu den vorigen Mauern ein viel größere Aufwand beim Verfugen notwendig ist. Der Verbrauch an Mörtelsäcken ist hier auch merklich angestiegen.
Weiterhin wurde von einer Firma Ende März ein 9m langer verdrehter Betonrandbalken abgebrochen, der abzurutschen drohte. Hierbei ließ es sich jedoch nicht verhindern, dass auch Teile des Oberbaus abrutschten, sodass das Gleis an dieser Stelle nicht mehr befahrbar ist. Aus diesem Grund muss sich auch der touristische Draisinenverkehr vorerst auf einen Pendelverkehr zwischen Dahlerau und Beyenburg beschränken. Bei den Abbrucharbeiten kam jedoch auch eine alte 80cm starke Bruchsteinmauer zum Vorschein. Dies hat jedoch Auswirkungen auf die Statik für den zu errichtenden Neubau an dieser Stelle. Anstelle eines massiven neuen Betonbauteils, dass die Kraft eines fahrenden Zuges aushalten muss, kann der Neubau viel einfacher erfolgen. Er muss nur den Schotter und das Geländer tragen können. Stattdessen musste dafür das alte Mauerwerk verstärkt werden, was bedeutete, dass alle Fugen neu vermörtelt werden mussten. Diese Aufgabe haben wir Anfang Juli in Eigenleistung schon abgeschlossen. Hinter den Kulissen liefen unterdessen schon die Planungen für den neuen Betonbalken.
Öffentlich gut sichtbar war dann wieder das Hochdruckstrahlen des unteren Pfeilerbereichs mit einem Spezialgerät mit einem Druck von bis zu 200 bar, was Anfang August stattfand. Dies war die Vorbereitung für das Verfugen der Steine des Brückenpfeilers im Bereich des Wupperspiegels mittels eines Spezialmörtels. Im Laufe des August fanden dann die Arbeiten zur Abdichtung der Fugen des Mittelpfeilers im Bereich unter der Wasseroberfläche und im Bereich der Wasserwechselzone statt. Dies geschah mit einem speziellen Mörtel für Arbeiten unter Wasser. Besonderheit dieses Materials ist, dass es sich wie Knetgummi unter Wasser per Hand in die Fugen drücken lässt und schon nach etwa einer Minute erhärtet ist. Im Bereich der nur zeitweise unterhalb des Wasserspiegels liegt, konnten wir mit Unterstützung des Wupperverbandes, der über die Regulierung der Wuppertalsperre den Wasserstand der Wupper für einen Tag auf das Minimum abgesenkt hatte, dann knapp oberhalb des Wassers im konventionellen Verfahren die Fugen vermörteln, was uns viel Zeit und Geld gespart hat. Seit September sind wir nun kontinuierlich dabei den defekten Altmörtel aus dem unteren Pfeilerbereich auszustemmen. Bis etwa ein Meter über dem Wuppergrund wird das Fugenmaterial komplett getauscht, da es hier am stärksten beansprucht wird und die Dauerhaftigkeit für die nächsten Jahrzehnte noch vorhanden sein soll. Im Bereich darüber werden nur noch die Bereiche ersetzt, an der der Altmörtel brüchig, sandig oder schon gar nicht mehr vorhanden ist. Anfang Oktober sind diese Arbeiten etwa bis auf eine Höhe von 2 Metern über Grund abgeschlossen. Als nächster Schritt wurde nun erstmal ein großer Container an der Brücke von uns aufgestellt, um mehr Lagerkapazität vor Ort zu haben, vor allen für Teile der Gerüste. Dies erspart viel Fahrerei von Material. In dieser Zeit können wir nun eher vor Ort produktiv an der Brücke arbeiten. Mitte Oktober haben wir zum Beispiel auf dem schmalen Steg des Mittelpfeilers ein kleines Spezialgerüst aufgebaut um auch den oberen Bereich des Mauerwerks sanieren zu können. Mitte November war das Gerüst schon versetzt, da der erste Teil schon neu verfugt war. Ende Dezember war dann dort auch der zweite Teil erneuert und das extra hierfür montierte Gerüst wieder abgebaut und abtransportiert. In der Zeit der kühlen Witterung im Dezember haben wir begonnen am Brückenlager auf der Seite Dahlhausen die Erde vor der Flügelwand auszuheben. Hier wird durch ein Bauunternehmen eine Sicherung angebracht, die ein Abrutschen verhindern soll. Diese Firma wird gleichzeitig auch den Randbalken des Widerlagers Dahlerau neu errichten und die Abdeckung dort herstellen.
Arbeiten 2014
Da der Jahresbeginn unsere Baustelle mit milden Temperaturen verwöhnte, konnten die Arbeiten am Mauerwerk des Mittelpfeilers hier schon wieder gut voranschreiten. Die stromabwärts gelegene Rundung des Brückenpfeilers ist schon fertig saniert. Ende Januar wurde mit der Sanierung der höher gelegenen Bereiche des Pfeilers begonnen, wofür vorher ein etwa 8 Meter hohes Gerüst von unserem Verein in der Wupper errichtet wurde. Nach nur einer Woche war dieser Bereich schon fertig saniert, da wir auch mehrfach in der Woche und nicht nur samstags dort angepackt haben. Außerdem haben wir inzwischen auch den Dreh raus, sodass wir ein gutes Tempo an den Tag legen. Unser Gerüst wanderte nun langsam bis Ende Februar weiter um den Pfeiler, sodass an allen Stellen das Mauerwerk instandgesetzt werden kann. Neben dem Vermörteln der Fugen werden teilweise auch ausgebrochene Steine wieder eingesetzt. Ende Februar erfolgte dann auch endlich der komplizierteste Akt an der Brückebaustelle. Die Firma H. Klostermann aus Hamm, ein Bauunternehmen für Tief-, Ingenieur- und Gleisbau, hat den Randbalken am Widerlager Dahlerau neu aufgesetzt. Hier wurde ein Betonfertigteil von 7,00 m Länge eingesetzt, dass einen abgebrochenen Stampfbetonbalken aus dem Jahr 1946 ersetzt hat, und mit Schotter hinterfüllt wurde. Der Einbau erfolgte mit 2 Zweiwegebaggern. Zum Abschluss wurden hier auf der Länge des neuen Bauteils auch neu Decksteine, sowie ein neuen Geländer montiert. Aber auch vom Verein wurde weiter mit Hochdruck daran gearbeitet, die letzten Abschnitte, die noch in Eigenleistung erbracht werden müssen kurzfristig zu realisieren. An der Ostseite des Brückenpfeilers hatten wir dafür etwa 80qm eingerüstet um das noch fehlende, und auch größte Teilstück Mauerwerk instandsetzen zu können. Hier konnten wir wieder auf unsere Kooperation mit dem Rheinischen Industriebahnmuseum in Köln-Nippes zurückgreifen, die uns das Gerüst freundlicherweise günstig zur Verfügung gestellt haben. Die Stemmarbeiten, sowie die kompletten Reinigungs- bzw. Vorbehandlungsmaßnahmen am Mauerwerk konnten schon bis Ende März abgeschlossen werden. Das Verfüllen der Fugen war dann Mitte April auch endgültig erledigt. Mit diesen Arbeiten ist das Projekt nun von der baulichen Seite her komplett abgeschlossen. Leider hat sich das Genehmigungsverfahren noch bis Ende Juli hingezogen, sodass die Brücke erst am 8. August 2014 erstmalig wieder befahren werden konnte.
Information zur Wiederinbetriebnahme der Brücke Vogelsmühle